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Smartphones sind Umweltsünder, einmal von den wenig fairen Angeboten auf dem Markt abgesehen. Mit dem Eco Rating wollen führende Mobilfunkbetreiber und Hersteller das Angebot transparenter machen. Kunden sollen auf diese Weise leichter eine nachhaltige Kaufentscheidung treffen können. Doch was ist dran am Eco-Rating und anderen Nachhaltigkeitssiegeln im Mobilfunk?

Nicht alle beteiligen sich am Eco Rating

Seit Juni 2021 wird das Eco Rating angezeigt – insgesamt in 24 europäischen Ländern. Über 80 Geräte haben bereits ihre Punktzahl erhalten, jeden Monat kommen neue Handys dazu. Wichtige Hersteller wie Sony, Apple oder Google nehmen nicht an der Initiative der Mobilfunkanbieter teil. Auch der niederländische Hersteller Fairphone, Vorreiter der nachhaltigen mobilen Telefonie und Anbieter des aktuell am umweltfreundlichsten Handy, ist nicht mit von der Partie. Einmal abgesehen davon, dass Eco Rating nur dann sinnvoll ist, wenn sich wirklich alle Hersteller beteiligen – warum begrüßt ausgerechnet Fairphone nicht die Initiative?

Was Fairphone vormacht, scheint den Machern des Eco Ratings gleichgültig zu sein. Denn das niederländische Unternehmen Fairphone setzt auf das Modulsystem. Ist ein Teil kaputt, lässt es sich einfach austauschen. Andere Geräte sind gar nicht erst reparierbarer konstruiert. Ein weiterer Kritikpunkt: Das Rating basiert nicht auf einem unabhängigen Test, sondern auf den Angaben der Hersteller. Das macht das Eco Rating zwar zu einem Schritt in die richtige Richtung, doch das System ist dringend ausbaufähig und erst dann wirklich seriös, wenn unabhängige Prüfer mit ins Boot kommen.

Weitere Label für nachhaltigeres Telefonieren

„Blauer Engel“: anspruchsvolle Maßstäbe für umweltfreundliche Smartphones

Logo Blauer Engel - das Umweltzeichen
Der Blaue Engel setzt anspruchsvolle Maßstäbe für umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen.

Blauen Engel werden Wert auf die Aspekte Gesundheit und Ressourcenschonung gelegt. Für die elektromagnetische Strahlung gelten strenge Grenzwerte, auch die Schadstoffe im Kunststoff müssen minimal sein, um das Siegel zu erhalten. Doch wie sieht das bei anderen Siegeln aus? Beim Ein umfangreicher Katalog bewertet die Langlebigkeit. Das gilt für den Akku, aber auch sonstige Komponenten, die schnell kaputtgehen. Hier müssen zertifizierte Anbieter Ersatzteile vorweisen.

Beim Datenschutz legt der Blaue Engel fest, dass der Handynutzer selbst in der Lage sein muss, vom Gerät dauerhaft und sicher die Daten zu löschen. Ebenfalls hoch hängt die Messlatte bei der Herkunft der Rohstoffe. Das gilt für Konfliktrohstoffe, aber auch die Arbeitsbedingungen und Sozialstandards in den Minen und Fabriken. Die Kriterien werden von unabhängigen Dritten geprüft, was das Siegel glaubwürdig macht.

„TCO Certified“: strenge Produktzertifizierung macht nachhaltige Handys erkennbar

Logo TCO Certified
Das renommierte Siegel „TCO Certified“ kennzeichnet IT-Produkte, die besonders sozialverträglich produziert wurden.

evelopments herausgegeben. Neben Smartphones werden auch Monitore, Headsets, Notebooks und alle anderen Arten von Computer zertifiziert. Samsung hat sich beispielsweise entschieden, Smartphones TCO-zertifizieren zu lassen. Das TCO-Siegel gilt als das strengste Label, das auch international weit verbreitet ist. Die Kontrollen finden durch unabhängige Dritte statt.

Außen vor bleibt allerdings die Rohstoffproduktion, hier besteht noch Nachholbedarf. In Deutschland sind noch recht wenige Smartphones zertifiziert, dafür viele Monitore. Unter dem Strich bietet das Siegel jedoch eine sehr gute Orientierungsmöglichkeit.

„EU-Ecolabel“: umweltfreundliche und gesündere Smartphones besser erkennen

Logo EU Ecolabel
Das Europäische Umweltzeichen legt sehr strenge Kriterien vor; im Kontext nachhaltiger Handys insbesondere in Bezug auf Display und Reparierbarkeit.

Ebenfalls strengste Kriterien legt das EU-Ecolabel an. Smartphones als einzelne Kategorie tauchen in der Liste des Labels der Europäischen Kommission noch nicht auf. Zertifiziert werden allerdings elektronische Displays. Besonders im Fokus bei Handys steht die Reparierbarkeit. Daher hat die Organisation „I fix it“ einen Index für die Reparierbarkeit erstellt. Zur Orientierung: Auf der Skala von 1 bis 12 liegt das iPhone12 bei sechs Punkten, das Samsung Galaxy A51 bei vier Punkten (Stand September 2021). Den höchsten Wert hat – wen wundert es – das Fairphone.

Die französische Regierung hat einen derartigen Index gar zum Gesetz gemacht. Seit Anfang 2021 muss ein Label auf jedem Elektrogerät anzeigen, wie gut die Reparierbarkeit ist. Auch die Verfügbarkeit und der Preis von Ersatzteilen fließen mit in die Bewertung ein. Ein grünes Umweltlabel tragen Produkte erst dann, wenn sie einen Indexwert von 7 aufweisen. Ziel: Ressourcenverschwendung soll vorgebeugt werden.

Fazit: Siegel können eine Orientierung bieten

Das Eco Rating erfindet das Rad alles andere als neu. Die Prüfung durch unabhängige Dritte fehlt. Besser ist es daher, sich bei der Anschaffung eines Smartphones auf den Blauen Engel zu verlassen oder gleich das Fairphone zu wählen. Dabei handelt es sich immer noch um eines der nachhaltigsten Smartphones auf dem Markt. Ansonsten gilt die Devise: Am besten gebraucht kaufen, denn das verhindert weiteren Rohstoffabbau.

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