Was passiert mit alten Smartphones, wenn sie ausgedient haben? In den meisten ones, wenn sie ausgedient haben? In den meiFällen landen sie in der Schublade oder – schlimmer noch – auf dem Elektroschrott. Doch eine neue Kooperation zwischen Fairphone und dem belgischen Low-Tech-Unternehmen Citronics zeigt, dass es auch anders geht. Das Fairphone 2 feiert sein Comeback – nicht als Telefon, sondern als zirkulärer Mikrocomputer.
Vom Raketenforscher zum Low-Tech-Pionier
Jean-Brieuc Feron, Gründer von Citronics, begann seine Karriere in der Raumfahrttechnik – mit dem Bau von Raketenprozessoren. Doch das Bewusstsein für ökologische Probleme ließ ihn umdenken. “Ich wollte an Lösungen arbeiten, die unseren Planeten betreffen, nicht nur den Weltraum“, sagt Feron.
So gründete er mitten in der Corona-Zeit Citronics – mit dem Ziel, Technik neu zu denken: ressourcenschonend, langlebig, fair.
Das Prinzip: Reuse statt Wegwerfgesellschaft
Das Besondere am Projekt: Statt alte Fairphones zu recyceln, werden sie wiederverwendet. Citronics extrahiert funktionstüchtige Komponenten wie 4G-Modem, Prozessor, USB-Schnittstellen und nutzt sie für neue Hardwarelösungen.
„Smartphones sind Mini-Computer mit unfassbarer Rechenleistung. Warum sollten wir das einfach wegwerfen?“ – Jean-Brieuc Feron
Durch die Wiederverwendung dieser Bauteile entsteht ein leistungsfähiger Mikrocomputer, der z. B. in Smart-Home-Systemen, Industrieanlagen, E-Bikes oder als Internet-Gateway zum Einsatz kommen kann.
Weltweit wächst der Berg ausgedienter Elektronik rasant: Laut dem Global E-Waste Monitor der Vereinten Nationen wurden 2023 bereits über 62 Millionen Tonnen Elektroschrott gezählt – ein trauriger Rekord, dem Projekte wie dieses konkret entgegentreten.
Auch auf politischer Ebene wird Kreislaufwirtschaft zunehmend gefördert – etwa durch die Circular Electronics Initiative der EU-Kommission, die auf langlebige, reparierbare Elektronik abzielt.
Fairphone 2: Perfekt für den Neustart
Warum ausgerechnet das Fairphone 2? Ganz einfach: Es lässt sich leicht auseinanderbauen. Keine verklebten Bauteile, keine irreparablen Einheiten. Das macht es ideal für die Wiederverwertung.ne 2: Perfekt für den Neus
Citronics prüft jedes eingesandte Gerät auf Funktionstüchtigkeit, extrahiert die Bauteile und sortiert sie nach Wiederverwertbarkeit – ein systematischer, industrieller Prozess. Dabei entstehen nicht nur Mikrocomputer, sondern auch wertvolle Ersatzteile für B2B-Kunden.
Auch auf Software-Ebene unterstützt Fairphone eine nachhaltige Nutzung – mit Open-Source-Initiativen und einem Fokus auf Software-Langlebigkeit, die die Wiederverwendung deutlich erleichtern.
Nachhaltigkeit trifft Technik: Anwendungen der Mikrocomputer
Die neuen Mikrocomputer können:
- Daten sammeln und per 4G oder WLAN übertragen
- Industrieanlagen steuern
- in E-Bikes, Heizsystemen oder Automaten integriert werden
- als Bildungsrechner oder DIY-Projekte dienen
Mit Betriebssystemen wie Linux und standardisierten Schnittstellen (USB, Ethernet, Bluetooth) sind sie extrem vielseitig einsetzbar – und dabei günstiger und nachhaltiger als herkömmliche Alternativen.
Der Ausblick: Skalierung & neue Partnerschaften
Aktuell ist die Menge verfügbarer Fairphone 2 Geräte noch begrenzt – ein schönes Problem, denn viele Menschen nutzen ihre Fairphones immer noch. Dennoch arbeitet Citronics bereits daran, das Konzept auf andere Smartphone-Modelle auszuweiten. Ein spannender Kandidat für künftige Reuse-Projekte könnte das Fairphone 5 sein – modular, leistungsstark und mit Blick auf die Zukunft nachhaltiger Telefonie entwickelt.
Für 2025 plant das Unternehmen eine Finanzierungsrunde, um weiter zu skalieren – unter anderem mit Projekten rund um zirkuläre Router.
Aus Alt mach Zukunft
Das Projekt rund um den zirkulären Mikrocomputer ist ein Paradebeispiel dafür, wie nachhaltige Technik, Kreislaufwirtschaft und Innovationsgeist zusammenwirken können. Es zeigt: Alte Geräte müssen kein Müll sein – sie können der Anfang von etwas Neuem sein.
Beitragsbild: © Fairphone